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Skitourenreise Japan

  • wdoerig
  • vor 5 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

Von den wilden japanischen Alpen zur Nordinsel Hokkaido


Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung.

Endlich, Japan erleben, Schnee in Massen, hervorragende Küche und freundliche Menschen.


Ende Januar geht es los. Von München nach Tokyo, wo ich bereits von meinem chilenischen

Freund und Bergführer erwartet werde.

Gemeinsam geht es mit dem Zug weiter nach Nagano. Dort wird ein Auto angemietet, mit dem wir ins Hakuba Tal gelangen und unseren Ausgangspunkt für die nächste Woche erreichen.


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Ich bin beeindruckt von den Schneemassen, die uns taleinwärts beidseits der Strasse empfangen.

Das wird wohl ein ziemlicher Chrampf zum Spuren, denke ich mir.


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Erstmal beziehen wir unsere Unterkunft, richten uns ein und ruhen uns ein wenig von der langen Reise aus, bis es zum japanischen Dinner und früh ins Bett geht.

Das japanische Essen ist fantastisch: viel Gemüse, Fisch, Fleisch, wenig Fett. Zum Frühstück schon Suppe, Salat und Gemüse, das Brot, eher zweitrangig.


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Endlich, die erste Skitour in Japan.

Doch über Nacht hat es noch weitere 30cm Neuschnee hingelegt. Der Himmel grau, und es

schneit weiter. Es soll die ganzen kommenden Tage so bleiben.

Immerhin ist mir jetzt klar, dass die Massen an Schnee mit langen Schlechtwetter-Perioden

einhergehen.


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Trotzdem wollen wir unser Vorhaben durchziehen.

Es bleibt uns nur, in der Nähe von Skigebieten im Schutz vom Wald, unsere Aufstiegspuren nach oben zu ziehen. Über den Skigebieten im freien Gelände ist dichter Nebel und Sturm; sinnlos, einen Gipfel erreichen zu wollen. Auch die Liftanlagen arbeiten reduziert nur in niedrigen Lagen.

Abfahren in diesen Neuschnee-Massen macht keinen Spass; wir entscheiden uns meist für die nahe liegenden Pisten


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Nach 3 Tagen Chrampf und Frieren ziehen wir weiter nach Matsumoto, wo wir übernachten, um den frühen Flug nach Sapporo easy zu erreichen.

Wir hoffen, nun 800km weiter nördlich, günstigere Verhältnisse anzutreffen.

Wieder mieten wir ein Fahrzeug an und gelangen durch wunderschöne, verschneite Landschaften nach Niseco, wo wir für die nächsten Tage bleiben werden.

Das Wetter wohl kälter, aber trotzdem viel freundlicher. Wir hoffen, endlich schöne Touren in

Japan zu geniessen.

Was uns überrascht, sind die Preise fürs Essen; die haben sich nämlich zwischen Nagano und Sapporo mindestens verdreifacht. Wenn es dafür endlich was wird mit dem Wetter, nehmen wir das hin.


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Früh starten wir anderntags Richtung Vulkan Mt. Yotei, weil schon um 11 Uhr auch in Niseco

schon wieder schlechtes Wetter vorausgesagt ist.

Durch wunderschöne Birken-Wälder folgen wir einer angenehm angelegten Spur, die aber schon bald endet.

Die Gruppe einen Tag vor uns hat wohl wegen des Wetters unverrichteter Dinge umgedreht.


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Wir spuren durch immer lichter werdende Wälder Richtung Gipfel.


Es ist, wie so oft bei Vulkanen, man meint, der Gipfel sei zum Greifen nah, ist aber noch ganz weit weg.

Wir kämpfen uns auf immer steiler werdendem Gelände durch verwehten Pulverschnee. Oft

rutschen wir auf überschneiten, unsichtbaren Birkenstauden leicht aus.


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Schon sehen wir die Wolken von Ost Südost kommen, die uns auch innert kurzer Zeit einnebeln.

Starker Wind bei rund -20° Celsius verlangt uns einiges an Willenskraft ab.


Wir erreichen den Gipfel und entscheiden, Felle weg und so schnell wie möglich zurück.


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Unserer Aufstiegspur folgend finden wir den Weg durch den verwehten Schnee, bis wir unter die Wolkenschicht gelangen und vom immer homogener liegenden Pulverschnee belohnt werden; eine Abfahrt zum Jauchzen. Die Sonne zeigt sich sogar kurz und lässt die Schneelandschaft inmitten der steilen Birken-Wälder wie funkelnde Diamanten erstrahlen.


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Von den Schwüngen im kalten Pulverschnee können wir kaum genug bekommen, bis wir den Fuss des Vulkans erreichen und durch flach abfallendes Gelände in unserer Aufstiegspur bis zum Ausgangspunkt abfahren.

Welch eine Freude, endlich hat es geklappt.


Die folgenden Tage schneit es auch hier ununterbrochen. Selten kann man die Sonne kurz

erahnen.

Wir sind wegen des starken Windes ab 700 Meter gezwungen, uns nur im Schutz des Waldes zu tummeln. Weiter oben ist der Nebel so dicht und der eisige Wind so stark, dass Skitour zur Durchhalte-Übung verkommt.


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Zudem fegt der Wind den Neuschnee vom eisigen Untergrund weg, bildet Schneebretter und kaum fahrbare Passagen, in denen man schlicht stecken bleibt.


Also entschliessen wir uns, auf niedriger Höhe im Schutz des Waldes aufzusteigen, abzufahren und wieder aufzusteigen, bis so unsere Höhenmeter zusammenkommen, die für uns eine Skitour ausmachen.

Immerhin, der Slalom um die Bäume im leichten, tiefen Pulverschnee macht riesigen Spass.


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So langsam habe ich mich an die Begebenheiten des Landes gewöhnt und kann dieser für mich neuen Art des Skitourengehens durchaus Gutes abgewinnen.

Übrigens, das Essen ausserhalb des Ski-Resorts hat wieder die moderaten Preise, die wir schon im Hakuba-Tal Nähe Nagano vorgefunden haben.


Hotelzimmer in Japan sind sehr eng bemessen: kaum Platz, die Sachen zu trocknen, und

Nasszellen gleichen Toiletten in Flugzeugen.

Immerhin, wo wir hinkommen, sind Dusch-WC installiert; sogar auf öffentlichen Einrichtungen.


Nach 4 Tagen Pulverschnee und vielen kurzen Abfahrten ziehen wir weiter.

Mit dem Mietwagen geht es rund 4 Stunden über die Grossstadt Sapporo mit fast 2 Millionen

Einwohnern nach Asahikawa, wo der Schnee noch leichter sein soll.


Wir nehmen Quartier inmitten der für asiatische Verhältnisse kleinen Stadt mit rund 350‘000

Einwohnern und wollen von dort verschiedene Touren in immer rund einer Autostunde Entfernung unternehmen.


Die erste Tour bringt uns zum aktiven Vulkan Asahi-dake, der höchste Berg auf der Insel

Hokkaido.

Das Wetter, bitterkalt, leichter Schneefall aus dem fast heiteren Himmel.

Wir parkieren auf dem Parkplatz der stillgelegten Luftseilbahn und folgen der Ratrac-Spur bis zur Bergstation der Bahn, wo uns der Wind schon wieder fast wegweht.


Den Gipfel des Vulkans zu erreichen, sinnlos bei diesen Verhältnissen.

Wir fahren sofort ab und versuchen nicht in den Triebschnee-Ansammlungen zu versinken.

So leichten Pulverschnee, wie in den vom Wind geschützten Lagen, erlebe ich zum ersten Mal; wirklich traumhaft.


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Die Ratrac-Spur, mittlerweile voll von Schneeschuh-Läufern, Skitouristen und Fussgängern.

Im Restaurant in der Talstation essen und trinken wir eine Kleinigkeit und entscheiden, die gut 500 Höhenmeter noch einmal aufzusteigen.


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Es scheint auch hier zu sein, wie wir es täglich erlebt haben. Der Wind wird gegen Mittag stärker. Schnell rüsten wir auf der Bergstation um, fahren ab und wärmen uns im Restaurant noch einmal auf, bevor wir nach Asahikawa zurückfahren.


Die folgenden Tage steigen wir auf Hügel mit rund 800 Meter Höhe, um dem eisigen Wind zu

entgehen.

Immerhin, der Ausgangspunkt liegt immer bei rund 200 Meter, und so bekommen wir mit zweimal Aufsteigen doch ganz passable Touren zusammen. Die Abfahrten sind schon traumhaft, trotz Kälte, Nebel und Schneefall; der stiebende Pulverschnee wiegt alle Nachteile auf.


Und die Bindungen:

Nach nun 12 Skitouren in Japan mit meist 2-fachem Aufstieg und Frontal-Stürzen wegen

Schneeverwehungen oder verborgener Kieferbüschen, sind keine Vorkommnisse aufgetreten.


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Das Spuren im Neuschnee ohne Steighilfe direkt auf der Trittplatte des Stoppers ist komfortabel.

Die Stollen zwischen Schuhfersen und Trittplatten werden nach wenigen Schritten immer wieder nach aussen abgeleitet.


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Die Bindungen lösen tadellos aus.

Leider, nachdem wir uns an die japanischen Wetterverhältnisse gewöhnt haben, müssen wir

unsere Heimreise antreten; doch ich denke, wir kommen wieder.


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