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Trekking: Cordillera Huayhuash Tag 6

  • wdoerig
  • 14. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit


Sechster Tag: Sonntag,

Huayllapa 3'500 m – Tapush Pass 4'800 m – Yaucha Pass 4'850 m –

Laguna Jahuacocha 4'050 m


Distanz:    20.1 km / Anstieg:    1'838 m / Abstieg:    1'338 m

 

Auf an den Start.

Die Nacht auf dem Fussballplatz war trotz Gebell der Vierbeiner sehr erholsam. Hauptgrund: die niedere Meereshöhe von nur 3'500 m.



Wie jeder Vorteil einen Nachteil in sich birgt, so ist dies der Höhenunterschied, den wir auf der längsten Etappe unseres Vorhabens zusätzlich überwinden müssen. Wir haben nämlich weitere zwei Trekking-Tage zusammengelegt und entsprechend eine zusätzliche Monster-Tour geplant.

Steil soll es am Camp Huatiac vorbei zum Tapush Pass hoch auf 4'800 m, dann wieder hinununter auf 4'500 m nach Ancoshpampa gehen, wo wir ein weiters Camp kreuzen werden. Von dort führt uns der Weg  rauf auf 4'850m zum Passo Yaucha, weiter zum Mirador 4'930 m , danach Mittagessen auf 4'800 m mit Blick auf die Cordillera Blanca. Jetzt steil hinunter ins Camp am Lake Jahuacocha 4'050 m.

Aufstieg rund 1'800 m und Abstieg rund 1'300 m, Distanz rund 20 km.



Eine halbe Stunde früher als gewohnt marschieren wir los, um der Hitze im Aufstieg zu entgehen. Julio schlägt sofort ein ungeheures Tempo an. Für Christina problemlos, ich muss mich jedoch wirklich zusammenreissen, Schritt zu halten.

Noch im Schatten geht es vom Dorf steil Richtung Huatiac, und schon überholen wir die ersten Gruppen, die eine Stunde vor uns gestartet sind.



Ein rotbrauner Hund gesellt sich zu uns und freut sich sichtlich, mit uns unterwegs zu sein, während ich mich zum Pass hochquäle.

(Die Hunde in Südamerika sind meist entspannt und völlig zutraulich.)

Vor der Passhöhe überholen uns die Lasttiere einiger anderer Gruppen, wozu sich dann unser hübscher rotbrauner Gefährte gesellt.



Jetzt die traurige Geschichte der Lasttiere in Südamerika.

Das tierische Individuum ist hier ein reiner Gebrauchsgegenstand; dementsprechend gehen die Menschen mit den Tieren um.

 

Heute habe ich mich über einen noch Knaben-Treiber aufgeregt, der sein Reitpferd und sein vorangehendes Lastpferd bei jedem Schritt mit dem Lasso schlug. Ich schrie hinter ihm her, so dass alle Gauchos zurückschauten, doch der Junge schlug im Schutze seines Vaters munter weiter auf seine Pferde ein.

Die Folge solchen Antreibens sind oft Unfälle durch übermässigen Stress, dem die Tiere durch die Schläge ausgesetzt sind und die Erschöpfung, die den Pferden und Mulis durch das viel zu hohe Tempo zusetzt.

Wenn das Tier durch Beinbruch oder sonstige Verletzung nicht mehr weiter kann, wird es einfach liegen gelassen und den Kondoren und anderen Wildtieren überlassen.

Die Strecke, auf der wir gehen, ist übersät von Pferde-, Muli- und Kuh-Knochen.



Glücklicherweise ist unser Gaucho freundlich und hilfsbereit mit Mensch und Tier. Er lenkt zu Ross seine Mulis nur durch Pfiffe aus seinem Mund, beim Beladen stehen alle Tiere still, wir hören nie ein lautes Wort, ausser seinen einladenden Gesang jeden Morgen.



Endlich erreichen wir den Tapush Pass (4'800 m); die ersten 1'350 m sind geschafft und ich dazu. Immerhin es geht abwärts.

"Weist Du, warum Julio so rennt", frage ich Christina.

"Weil er seine Zeitangabe von vor zwei Tagen für die Etappe einhalten will", sage ich.

Nun, wir werden sehen.



Die Strecke heute ist extrem staubig. Normalerweise nehmen die Treiber mit ihren Tieren Abkürzungen, so dass die Wanderer auf eigenen Fusspfaden gehen, doch auf dieser Etappe sind Mensch und Tier auf den gleichen von den Hufen zertretenen Pfaden unterwegs.

Nach Erreichen des tiefen Punktes (4'500 m) dieser zweitletzten Etappe geht es gleich weiter steil zum nächsten Pass, namens Yaucha, hoch.

 


Wir gönnen uns eine kurze Pause, während der ich mir Gummibärli von Powerbar einwerfe; die haben mir schon bei anderen Projekten geholfen.

Gestärkt schreiten wir auf dem steilen Weg fort und erreichen den Yaucha Pass (4'850 m) unerwartet locker.



Wieder tut sich uns eine grandiose Aussicht auf: vergletscherte Berge und tiefe Täler.



Die Frage stellt sich nun, ob wir noch über den leicht höher liegenden Aussichtspunkt ins Tal gelangen, oder ob wir den Eselpfad direkt hinunter ins Lager nehmen.

Trotz ziemlicher Erschöpfung entscheide ich mich, zum Mirador mitzukommen, wenn wir das Tempo ein wenig anpassen. Ich will mir das grandiose Panorama nicht entgehen lassen. Wir lachen und scherzen, als ich zum Fotografieren zurückgeblieben bin, und meine Weggefährten, als sie mich nicht mehr sahen, meinten, ich sei den Eselweg direkt gegangen.

Je weiter wir zum Mirador kommen, desto breiter wird das Panorama der Schneegipfel, und, als wir den Punkt (4'930 m) erreichen, wird weit unten eine wunderschöne Lagune sichtbar, geradeaus ein roter Berg mit einer gut sichtbaren Passstrasse, die bis zum Gipfel führt. Ich vermute, das muss eine Mine sein. Julio bestätigt, da drüben werden Kupfer und Blei abgebaut.



Wir sind jetzt auf dem Abstieg Richtung Camp. Julio macht Halt; es gibt Mittagessen. Er zaubert ein Linsengericht mit Gemüse aus seinem Rucksack und serviert dazu Coca Tee. Den weiten Weg und die vielen Höhenmeter hat er wieder alles für uns mitgetragen.



Während des Essens erklärt Julio das Panorama: Weit hinten sind sogar die Bergriesen der Cordillera Blanca zu erkennen.



Ganz genau will er nun von Christinas Garmin Uhr wissen, ob seine Zeitangabe, die er vor 2 Tagen abgegeben hat stimmt. Tatsächlich  hat er durch sein forsches Tempo Recht behalten.

Steil geht es nach dem Essen gut 800 Höhenmeter hinunter ins Camp (Lake Jahuacocha 4'050 m), wo wir, wie gewohnt, in eine fertig aufgebaute Zeltstadt eintreffen.





 
 
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