Trekking: Cordillera Huayhuash Tag 5
- wdoerig
- 14. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Fünfter Tag: Samstag
Guanacpatay (Elefante) 4'500 m – Santa Rosa Pass 5'070 m – Huayllapa 3'500 m
Distanz: 19.3 km / Anstieg: 651 m / Abstieg: 1660 m
Guten Morgen!
Habe schlecht geschlafen. Mein alter Fehler, wieder einmal zu wenig getrunken; dadurch haben mich starke Kopfschmerzen aufgeweckt. Immerhin konnte ich mit Nachschütten die Schmerzen bis zum Morgengrauen eindämmen.
Die Nacht war bitterkalt, die Zeltwände dick gefroren.
Genüsslich wärmen wir uns mit Kaffee und Tee auf. Der Fruchtsalat ist heute warm, die Früchte waren wohl über Nacht gefroren.
Nach einer sternenklaren Nacht kündigt sich ein sonnenstrahlender Tag an.
Noch im eiskalten Schatten räumen wir zusammen, befreien unsere Zeltplane vom Eis und packen alles ein.
Heute geht es auf eine Doppel-Etappe mit rund 650 m Anstieg hinauf zum Santa Rosa Pass und danach über nicht aufhören wollende Geröllhalden hinunter zum fast 20 km entfernt und 1'660 m tiefer liegenden Huayllapa.
Mit dieser Monster-Etappe sparen wir uns einen weiteren Tag, den wir in Huaraz einsetzen wollen, um Freunde zu treffen und unser Equipment wieder auf Vordermann zu bringen, bevor es nach Bolivien weiter geht.
Wir starten in der Morgensonne, queren eine Moorlandschaft und steigen dann im kalten Schatten Richtung Santa Rosa Pass hoch.
Die Schneeberge verstecken sich vor uns, trotzdem säumen formschöne Felsformationen das Tal, in dem wir aufsteigen.
Anfangs weiden noch Kühe auf kargen Weiden, bis Richtung Pass das Gelände so steinig wird, dass kaum mehr Gras wächst. Die Höhe und der zunehmende Wind lassen die Temperatur sinken, wir beissen die Zähne zusammen, bis wir ganz oben sind.
Was uns da beschieden wird, ist unfassbar. Nach Steinwüsten und Geröllhalden dieser grandiose Ausblick zu weissen Gipfeln mit Hängegletschern so weit das Auge reicht, direkt unter uns eine tief blaue Lagune; vergessen sind die Strapazen vom Aufstieg.
Vor Tagen meinte ich, die Aussicht sei nicht zu übertreffen, doch dieser Anblick übersteigt alles, was ich bis jetzt gesehen habe. Wir jauchzen vor Glück. Kaum können wir von der Kulisse genug bekommen, doch zwingen uns Kälte und Wind zum Abstieg.
Der Weg führt uns steil hinab Richtung See auf rutschigem Schotter, der einem äusserste Konzentration abverlangt. Immer wieder muss ich anhalten und photographieren, um die weisse Pracht für uns festzuhalten. Trotzdem verlieren wir schnell an Höhe, bis wir leicht oberhalb des Gletschersees nach links über die See-Moräne talauswärts absteigen.
Das nicht enden wollende Tal wird begleitet vom oben am See entspringenden Bach, der die Lebensader für die ganze Region darstellt. Wir schreiten entlang an Kuhherden, an brüchigen, vom Fluss erodierten Steilwänden hinab, bis die ersten Felder an steilen Abhängen erscheinen.
Jetzt werden wir von Julio aufs Neue überrascht. Er packt seinen Rucksack aus und serviert uns ein Gericht aus Quinoa und Gemüse, das er auf dem langen Weg mitgetragen hat.
Christina und ich können die Gastfreundschaft und den selbstlosen Einsatz kaum fassen. Dazu die Liebe, mit der das Gericht zubereitet wurde. Wir sind einfach nur dankbar, zeigen unserem Koch und Führer Freude und Anerkennung.
Noch eine Stunde bis ins Dorf; wieder steiler werdend, geht es über Strassen, die auch mit geländegängigen Fahrzeugen nicht befahrbar sind, ins Dorf zum Fussballplatz, worauf unser Zeltstadt wie gewohnt schon aufgebaut ist.
Gewiefte Dorfbewohner bieten uns sofort Bier, Wifi, Dusche und Akku Ladeservice an, natürlich alles gegen Bezahlung.
Ein langer schöner Tag geht zu Ende, wir geniessen den einfachen Luxus auf dem Fussballplatz und schlafen zufrieden ein.
Mitten in der Nacht fangen die Hunde der Gauchos die unser Zeltdorf friedlich bewachen, mit den Dorfhunden um die Wette an zu bellen. Glücklicherweise haben wir uns schon an das Gebell und Gejaule gewöhnt.














































