Trekking: Cordillera Huayhuash Tag 4
- wdoerig
- 11. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Vierter Tag: Freitag
Huayhuash 4'300 m – Trapecio Pass 5'000 m – Guanacpatay (Elefante) 4'500 m
Distanz: 12.2 km / Anstieg: 908 m / Abstieg: 734 m
6:00 Uhr: Christina macht sich bereit fürs Frühstück, während ich mich noch einmal im Schlafsack umdrehe und das Dösen vor dem Aufstehen geniesse.
Als ich die Gehörschütze versorge, oh Schreck, Regentropfen prasseln auf das Zelt. Christina macht sich schon Sorgen, ob das Wandern im Regen Sinn macht oder ob wir einen Tag hier im Camp verweilen sollen.
Zuerst einmal frühstücken, dann sehen wir weiter, versuche ich sie zu beruhigen.
Nach dem Frühstück machen Allende und Julio nicht die geringste Anstalt länger hier zu verweilen; sie bereiten bereits die Maultiere für den Weitertransport vor, obwohl der Regen zugenommen hat. Also packen auch wir unsere Sachen und brechen das Zelt ab.
Tatsächlich schliesst der Himmel seine Schleusen und ein wunderbar sonniger Tag ist uns für die neue Etappe beschert.
Eine junge Frau vom Staff der benachbarten Gruppe gesellt sich zu uns und steigt mit uns bis zum Trapecio Pass auf. Vorbei geht es durch Weiden mit dem hohen grobhalmigen Gras, am Dörfchen Huayhuash.
Dann immer steiler hoch zum Pass, wo wir wie am Tag zuvor die erste Gruppe überholen. Es macht uns so richtig Spass; wir sind gut drauf, die Sonne scheint, Hängegletscher und riesige Séracs zu unserer rechten Seite erfreuen unsere Augen.
Wie im Fluge erreichen wir den Trapecio Pass auf rund 5'000 m Höhe.
Julio fragt, ob wir weiter hinauf zu einem Aussichtspunkt wollen, wofür wir natürlich sofort zu haben sind.
Also steigen wir weitere rund 150 m auf und trauen unseren Augen kaum, was wir da zu sehen bekommen.

Wir dürfen in eine Gletscherlandschaft schauen, wie wir sie noch selten zu sehen bekommen haben.
Auf der Südseite reichen die Gletscher tiefer in die Täler als im Norden. Wir können jetzt statt zu den Abbrüchen hinauf, auf sie hinunter sehen.
(Im Gegensatz zu der Nordhalbkugel sind auf der Südhalbkugel die Südwände der Sonne länger abgewannt.)
Das heisst, unser Trek hat die Himmelsrichtung gewechselt: Wir befinden uns ab heute auf der hinteren Seite der Huayhuash-Kette. Der Verlauf des Huayhuash Trekkings hat die Form eines U, beginnt auf der Nordseite des Yerupaja, führt nach Süden um den Trapecio herum und endet wieder im Norden.
Wir verweilen so lange, wie wir es bei Wind und Kälte auf gut 5'100 m nahe der Gletscher aushalten und steigen auf einem selten begangenen Pfad Richtung Guanacpatay Tal, wo sich unser nächstes Camp auf rund 4'500 m befindet, ab.

Auf der Höhe 4'800 m treffen wir wieder auf den Normalweg, auf dem weniger Trittsicherheit vonnöten ist und wandern glücklich über die gewonnen Eindrücke talauswärts.
Eine Bilderbuch-Kulisse mit schroffen, braunen, formschönen Bergen und brüchigem Gestein eröffnet sich uns links, während weit unten Seen in wunderschön-leuchtendem türkisblau zum Vorschein kommen.
Diese Fülle von Eindrücken scheint mich im Moment zu überfordern; es wird Zeit ins Land ziehen müssen, bis ich diese Fülle und Schönheit wirklich erfassen kann.
Schon sehen wir in der Ferne das Lager, steigen glücklich über den wunderschönen Tag ab und geniessen schon das von Allende gekühlte Bier.