Skitourenreise Kirgistan
- wdoerig
- 20. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Am 7. März 2023 trat ich die Skitourenreise nach Kirgistan an.
Im Gepäck der erste Prototyp der heutigen Selun Bindung.
Reise Veranstalter Alpine Welten, die grösste Bergsteigerschule Deutschlands.
Inhaber, mein Freund Hans Honold, der grosse Bekanntheit für Expeditionen in die Arktis und Grönland geniesst.
Hans war bei der Polarstern-Expedition 2019-2020 auf dem Forschungs-Eisbrecher leitender
Sachverständiger für die örtlichen Begebenheiten, während sich das Schiff im Winter einfrieren liess, und Forscher sich durch seine Expertise gefahrlos auf dem Eis bewegen konnten.
Von München geht es über Istanbul nach Bishkek, die Hauptstadt von Kirgistan.
Von dort direkt mit geländetauglichem Bus nach Karakol, rund 6 Stunden Fahrt und weiter in die Irdyk Schlucht, wo wir ein Jurten-Camp erreichen.

Jurten sind die traditionellen Zelte der Nomaden in Zentralasien.
Dies wird unser Ausgangspunkt für die Skitouren, die wir hier unternehmen wollen. Mich hat überrascht, welchen Komfort die einfachen Behausungen bieten. Holzofen und feine Betten in jedem Zelt. Die Wände halten die Wärme erstaunlich gut zusammen.
Die erste Skitour, wir steigen früh auf, alles gefroren.


Doch wird es sehr schnell warm, die Firnschicht taut auf, und der Schnee wird zum tiefen Griess. Solchen Schnee habe ich zum ersten Mal unter meinen Ski.

Die Abfahrt, sehr interessant. Du bewegst dich im knietiefen (Zucker-) Schnee. Es ist, wie wenn du Skifahren neu lernen müsstest. Diesen Schnee kannst du nur mit viel Rücklage fahren, also vergiss alles, was du bis jetzt gelernt hast.

Zurück im Jurten-Camp, Bier vom Offenausschank, und Chillen in der warmen Jurte. Abends gut bürgerliches Essen und der obligate Wodka. Die Russen saufen, da können und wollen wir nicht mithalten.
Nach einigen Tagen Skitouren und einfachem Komfort in den Jurten, werden wir von ehemals russischen Armee-Fahrzeugen abgeholt.
Der Weg vom Jurten-Camp weg, mittlerweile eine glitschige Schlammpiste. Schier nicht zu glauben, was die einfachen Allradfahrzeuge und die Fahrer leisten.
Zurück in der Zivilisation, besichtigen wir den Bazar von Karakol.
Hier kauft man auf dem Markt ein; Supermärkte gibt es nur in der Grossstadt.
Unser Auge muss sich erst an die Art und Weise gewöhnen, wie die Produkte angepriesen werden.
Gerade beim Fleisch zieht es einem vom Geruch und der Auslage schon ein wenig den Magen zusammen.
Die Menschen sind sehr freundlich, auch wenn wir uns nur mit Händen und Füssen verständigen können.
Gleichentags geht es weiter nach Jergalan, wo wir ein für das Land typisches Guesthouse beziehenwerden.
Jergalan ist ein sehr kleiner Ort, der wegen einer Kohlemine entstand.
In den Bergen von Kirgistan gäbe es tausende schöne Gipfel zu besteigen, nur wird das Erreichen von Ausgangspunkten zu Wochen andauernden Expeditionen, weil keine Strassen und keine Infrastruktur vorhanden sind. Also beschränkt sich die kommerzielle Bergsteigerei auf wenige Orte und Strassen, die oft nur wegen des Abbaus von Ressourcen entstanden sind.
Die Skitouren hier im Tian Shan Gebirge bieten ihren besonderen Reiz.
Die Aussicht, rundum weisse Gipfel, soweit das Auge reicht. Einsame Abgeschiedenheit; ausser der eigenen Gruppe trifft man kaum eine fremde Menschenseele.

Das Wetter hat umgeschlagen, ein Kälteeinbruch beschert uns Firn, der bis weit in den Nachmittag hält und uns traumhafte Abfahrten bereitet.

Am letzten Tag schneit es aus dem eisigen Himmel.
Der Firn der vorangegangenen Tage ist nun mit einer ganz leichten, dicken Neuschneeschicht bedeckt.
Welch ein Abschluss! Ich steige mit dem einheimischen Führer ein zweites Mal hoch, um den knietiefen Powder bis zum Letzten zu geniessen.
Die Gastfreundschaft im Guesthouse war so herzlich, und das Essen mit so viel Liebe zubereitet.
Der Abschied fällt uns schwer.
Unsere Reise geht nun zurück in die Hauptstatt, eine nach russischem Stil erbaute Grossstadt mit knapp 1.2 Mio. Einwohnern.



Und die Bindungen:
Der Prototyp funktioniert, zeigt aber noch Verbessrungspotential.
So muss beispielsweise auch bei der Abfahrt verriegelt werden, um den Schuh mit den Pin-Spitzen sicher zu halten.
Der Raum unter den Kniehebeln füllt sich mit Schnee und muss vor dem Einsteigen gereinigt
werden.
Der Rahmen zwischen dem Lochbild ist zu leicht designt und verwindet sich.
Also verbessern wir das Design und bauen einen neuen Prototyp für die nächste Reise.