Trekking: Cordillera Huayhuash Tag 2
- wdoerig
- 22. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Zweiter Tag: Mittwoch
Lake Mitucocha 4'200 m – Carhuac Pass 4'650 m – Lake Carhuacocha 4'150 m
Julio ruft zum Frühstück.
Heute steigen wir zum Pass Carhuac mit einer Höhe von rund 4'650 m auf; und dann hinunter zum Lake Carhuacocha, wo wir unser Camp auf ca. 4'150 m aufschlagen werden.
Nach dem Frühstück brechen wir unser aufwendiges Lager mit Küchenzelt, Esszelt, und drei Schlafzelten ab und verlassen das Camp, noch bevor die Maultiere beladen sind.

Wir wandern gemütlich über Wiesen und Moos in Richtung Pass. Heute geht Julio strikte voraus, haben wir ihn doch am ersten Tag nach einer Pause vor der Überschreitung des höchsten Punktes einfach abgehängt und erst nach der Ankunft am Lagerplatz wieder gesehen.
Die Steigung ist sanft, im Blick rechts immer die wunderschöne schneebedeckte Bergkette des Huayhuash.
Bis hinauf zum Pass schreiten wir durch hohes, grob halmiges stechendes Gras. Vom Pass zeigt sich uns die Lagune, unter der wir gezeltet haben noch einmal; dazu zieht der weiter oben liegende, noch viel schönere Gletschersee, unsere Blicke in den Bann.

Auf gleichbleibender Höhe geht es steinig weiter, bis wir wieder Wiesen mit weidenden Kühen erreichen.
Uns fällt eine trächtige Kuh auf, der die geplatzte Fruchtblase hinunterterhängt und die sich in ihren Wehen mit uns den Berg hinauf zu einer ebenen Fläche, wo viele Rinder weiden, quält.
Als wir uns für eine Rast niederlassen, legt sich die Kuh ein paar Meter entfernt nieder. Interessanterweise umringen drei Stiere das wohl bald gebärende Muttertier, als wollten sie Gefahr von ihr fern halten.
Gerne hätte ich das Naturschauspiel, das ich als Bub im Stall oft mitverfolgt habe, in freier Natur wieder erlebt, doch beschliessen wir, die Tiere nicht zu stören und ziehen weiter.
Es geht abwärts durch Weiden; wir sehen Kuhherden, Seen und kleine Flüsse, bis wir weit entfernt, eine wunderschöne Lagune, die von vielen Gletschern gespiesen wird, ausmachen. Leider versperrt sich die Sicht auf den See durch unspektakuläre Grashügel auf der weiteren Wanderung Richtung Lagerplatz.
Doch biegen wir steil abwärts, um den letzten der besagten Erhöhungen, und es erschliesst sich uns eine grandiose Aussicht.

Nach näherem Betrachten ist es der gleiche See von einer Stunde zuvor, nur jetzt in der neuen Perspektive; viel näher, noch prachtvoller anzusehen. Ich photographiere, wir verweilen und lassen die wunderbare Aussicht auf uns wirken.
Gerade, als wir aufbrechen wollen, hören wir das grollen vom kalbenden Gletscher. Zufällig dürfen wir miterleben, wie ungeheure Massen von Eis tosend in den See stürzen und den Wasserspiegel merklich ansteigen lassen.
Mir schaudert ob der Vorstellung, was passiert, wenn häusergrosse Eisbrocken in den See donnern und Flutwellen mit ungeheurer Wucht die Moräne Richtung Tal brechen würden.
Glücklich über den erlebnisreichen Tag, steigen wir den steilen Weg hinunter zum Camp am Lake Carhuacocha (4'150 m), wo unser Lager vom Gaucho Allende bereits vollständig eingerichtet ist: unser Zelt auf dem bestmöglich ebenen Platz aufgebaut.
Den Komfort, den uns unsere beiden Begleiter bescheren, ist lobenswert und einzigartig. Neben einer grandiosen Landschaft dürfen wir die Gastfreundschaft und das Einfühlvermögen dieser einfachen Leute geniessen.
Dankbar für die eindrücklichen Erlebnisse schlafe ich zufrieden ein.
